Notes I Found In Pigtown - Geschichten aus dem Viertel (9)
Alles war in Ordnung
Mein letzter Traum war leicht verstörend oder auch irgendwie
inspirierend. Da waren diese zwei Nonnen in Taucheranzügen, die auf einem
Gorilla durch die Wüste ritten. Es war wahrscheinlich nicht sehr sonderlich,
abstrakt, surreal oder gar morbid. Er war nicht bedrohlich oder erheiternd und
als ich wach wurde spürte ich weder Furcht noch Hoffnung. Es war ein
gewöhnlicher Morgen, mit einem Kaffee nach dem Aufstehen, mit einigen
Fingerabdrücken auf meinem Küchenfenster, einem Eichhörnchen, das draußen im Garten
auf einen Baum hastete und eine faule schwarze Katze, die im Gras lag und auf
den Tod zu warten schien. Hinter dem Wiesenstück eine Häuserreihe, ein Fenster
in der Außenwand, geschlossen, unbeleuchtet und unbekleidet. Ein nacktes
Schwarz, umrundet von cremefarbener Wandmalerei, eintönig aber immerhin noch gut
genug um die ersten Sonnenstrahlen des Morgens zu reflektieren. Meine Küche war
hell, der Wasserkocher produzierte Dampf, den er wie eine Lokomotive nach oben
ausstieß. Mein Körper lechzte nach Kaffee. Der Toast dauerte nicht sehr lange
und der Kühlschrank leuchtete wie gewöhnlich, als ich die Tür öffnete. Alles in
war Ordnung. Der Morgen war klar strukturiert und ich erwartete keine
Überraschungen, weder zum Guten noch zum Schlechten. Es war ein Gefühl
vollkommener Lethargie, die zu einem Zeitpunkt eingesetzt hatte, an dem es dir
egal war. Das Radio spielte ein Lied, dass du schon zigmillionen Mal gehört
hast und stört es dich? Nein, du liebst es, du würdest dazu gerne tanzen, wenn
da nicht diese überwältigende Lethargie wäre. Die Zeitung eröffnete mir kurze
Zeit später meinen ersten Blick in die Welt hinaus: Zwei Nonnen sind in
Taucheranzügen auf einem Gorilla durch die Wüste geritten. Alles war in
Ordnung.
- MM
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