Donnerstag, 30. April 2015
Auf den Hund gekommen
Morgens zur vierten Tasse Kaffee erstmal mit dem Kettenhund ein wenig geistig Gassi gehen. Das Kettenhund Literaturblatt kann ich nur wärmstens empfehlen. Sehr gute Textauswahl, schlicht schicke Aufmachung und nicht so ganz stubenrein. Mehr Infos zu dem Magazin findet Ihr hier: http://kettenhund-magazin.de
Dienstag, 28. April 2015
Jahn's letzter Morgen
Er weiß, dass er in die Hölle kommen wird. Als er elf Jahre alt war, erschein ein Priester namens Billy Graham in der Stadt und hielt in einem großen Zelt am Washington Boulevard Erweckungstreffen ab. Seine Mutter nahm Sandy eines Abends nach dem Essen zu einem dieser Treffen mit. Er hörte viel von der Hölle, und dieses Gerede ging ihm nicht aus dem Sinn. Deswegen weiß er, dass er dort landen wird, aber es stört ihn nicht. Nicht einen einzigen Tag kann er noch mit seinem Stiefvater zusammenleben.
aus
Sonntag, 26. April 2015
Erzählen Sie mir eine Geschichte!
NEUE TEXTE FÜR DIE NATION!
Für die dritte Ausgabe der Rogue Nation werden wieder Stories & Gedichte aus dem Bereich Pulp / Noir gesucht. Die Stories dürfen gerne bis zu 15 Seiten lang sein (müssen sie aber nicht). Schickt eure Texte bis zum 31.05. bitte an rogueblogue@gmail.com
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und eine gute Zeit noch!
Cheers,
Marc
Freitag, 24. April 2015
Marlowe ist wieder da
An den Wänden hingen unterschiedlich gemusterte Pfeile und Bögen in verschiedenen Größen, ein Paar Pistolen mit Elfenbeingriff und gerahmte Edward-Curtis-Fotografien von edlen indianischen Kriegern und ihren verträumt dreinschauenden Squaws. Eine dieser Darstellungen betrachtete ich gerade eingehender - Tipis, ein Lagefeuer, ein Kreis von Frauen mit Babys -, als ich hinter mir leise Schritte hörte.
"Mr. Marlowe?"
"Mr. Marlowe?"
aus
Mittwoch, 22. April 2015
ROGUE NATION 02/02 IST RAUS!
Liebe Freunde der Nation,
nun ist auch die zweite Patrone abgefeuert! Eine todtraurige und zugleich bösblauäugige Ausgabe mit allem nötigen literarischen Zubehör für angenehme Stunden allein. Diesmal mit Texten von Gesine Kästner, Stefan Barth, Charly Blood, Frank Trummel, Sabrina Albers, Manfred Palm und Markus Prem. Die Illustrationen lieferte einmal mehr Giuseppe Cristiano.
Das Heft kostet 3 Euro plus 1 Euro VK.
Bestellungen bitte an rogueblogue@gmail.com
Vielen Dank für alle Texteinsendungen, Bestellungen und Propaganda jeglicher Art.
Bleibt der Nation treu.
Cheers,
Marc
Notes I Found In Pigtown - Geschichten aus dem Viertel (24)
Liebestreffen
Tim ist immer total nervös. Schluckt Pillen, kaut Baldrianwurzel,
geht hin und wieder auch zum Therapeuten, aber es hilft alles nicht
so richtig. Aus dem Wohnviertel bewegt er sich auch nicht raus. Die
Innenstadt oder fremde Stadtteile machen ihm Angst. Als er übers
Internet eine Frau kennenlernt und kurz darauf ein Treffen vereinbart
wurde, fing sein Herz wie wild an zu schaukeln. Die Aufregung trieb
ihn schon Tage zuvor an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Sein
erstes Treffen mit einer Frau seit 15 Jahren. Tim ist jetzt 30. Hat
Ideen und Ambitionen, aber alle gut innen drinnen versteckt. Auch von
seinen Träumen spricht er manchmal, aber alle noch unbenutzt. Er
traut sich nicht viel zu und ist am liebsten alleine und dann dieses
Treffen mit dieser Margarete. Er machte sich vorab schon Sorgen, dass
er beim Aussprechen ihres Namens ins Stottern geraten würde. Das
gefiele ihr mit Sicherheit nicht. Mar-mar-mar-gar-ete. Er übte vor
dem Spiegel in seinem Flur. Er sprach ganz leise, ganz ruhig. Denk an
die Methode 4-6-8. Eine Atemtechnik. Tief einatmen und bis vier
zählen. Luft anhalten und weiter bis sechs. Kräftig ausatmen und
nochmal bis acht zählen. Alles wird gut.
An einem Dienstagabend trafen sie sich vor der Eisdiele zwei Straßen
von seiner Wohnung entfernt. Sie trug ein schickes schwarzes Kleid,
die dunkelblonden Haare zu einem Zopf gebunden. Sie wirkte ein wenig
angespannt, aber nicht so zappelig wie Tim. Er stolperte fast, als er
auf sie zu ging. Die Entfernung von der Ecke, ab der er für sie
sichtbar wurde bis zur Eisdiele war einfach zu weit. Zwei Typen, mit
Bierflaschen in den Händen blökten rüber: „Ey, kannst Du nicht
laufen, du Hampelmann?“ Tim war überfordert und konnte nicht mehr.
Er schaffte es noch ohne einen weiteren Fehltritt bis zu ihr hin,
hielt zur Begrüßung die Hand hin und kotzte ihr schönes schwarzes
Kleid voll. Sein Blutdruck schoss nach oben, sein Magen erledigte den
Rest. „Äh, äh...“ Er wollte sich entschuldigen, doch wusste
nicht so recht wie. Die beiden Typen lachten sich schlapp und
schrien: „Auf Schwarz sieht man einfach alles!“ Tim drehte um,
lief davon und mich fast über den Haufen, als ich die Straße
hochkam.
„Was is'n los?“ fragte ich ihn, „Wo ist das Mädchen?“
„Nicht gekommen“, sagte er völlig aufgelöst und schwer atmend,
während er weiter zu seiner Wohnung lief, „nicht gekommen und ich
muss auch wieder weg.“ Dann verschwand er und seitdem hab ich ihn
nicht mehr gesehen.
- MM
Sonntag, 19. April 2015
Freitag, 17. April 2015
Kaffee mit Hap & Leonard
Ich hatte mir schon länger keine Kugel mehr gefangen, und seit einem Monat oder zwei hatte mir niemand mehr auf den Schädel gehauen. Das war fast ein Rekord, und so langsam bekam ich das Gefühl, ich wär was Besonderes.
Donnerstag, 16. April 2015
Rogue Music - One for my Baby (and one more for the Road)
Der Soundtrack zum Zine
Lied 13
"You'd never know it, but buddy i'm a kind of poet
and i've got a lot of things i'd like to say
and if i'm gloomy, please listen to me
and if i'm gloomy, please listen to me
till it's talked away"
King's Revival
Zum ersten Mal träumte ich diesen Traum in dem Zug, der mich nach Denver brachte. Zum Glück für die Leute, die mit mir im selben Wagen saßen, äußerten sich meine Schreie in der realen Welt nur als heiseres Stöhnen aus tiefer Kehle. Innerhalb der folgenden zwanzig Jahre wiederholte der Traum sich etwa ein Dutzend Male. Immer wachte ich mit demselben panischen Gedanken auf: Irgendwas ist passiert.
aus
Mittwoch, 15. April 2015
Dienstag, 14. April 2015
Black Mask Magazine - Vor 95 Jahren
Im April 1920 kam die erste Ausgabe des bekannten Noir/Pulpmagazins "Black Mask" auf den Markt. Als kleine Erinnerung an dieses beeindruckende Blatt, das so vielen guten Autoren einen Platz für ihre Texte gegeben hat hier ein kurzer Film:
Die erste Ausgabe (April 1920):
Mehr Infos gibts auch hier:
Samstag, 11. April 2015
Flucht durch LA
Und der Morgen kommt auch nach alledem, die Sonne kann es nicht erwarten, sich wieder auf die Stadt zu stürzen. Sie ist ein tollwütiger Hund, der durch die Canyons jagt; Gray kann sie wütend knurren hören, sie ist ihm auf der Spur.
aus
Notes I Found In Pigtown - Geschichten aus dem Viertel (23)
Kein Fahrschein
Er setzte sich in die Straßenbahn und ließ seinen toten Hund zu
Hause im Wohnzimmer zurück. Er hätte nicht sagen können, ob es von
selber kam oder er nachgeholfen hat. Solche Momente gibt es. Alles
erscheint einem fremd, verkehrt und ganz weit entfernt. Die eigene
Straße, die eigene Wohnung, die eigene Küche, der eigene Hund.
Martin ging es jedenfalls so. Rückblickend war ihm alles an diesem
Tag zuviel. Er konnte nicht mal sagen, wo er hin wollte, nur die
Wege zur Bank und danach zum Bahnhof waren fest eingeplant. Doch
soweit sollte es nicht kommen. Er saß gedankenverloren am Fenster,
blickte hinaus, die Stadt grau und träge, jeder Fußgänger so
motiviert wie ein Schwein auf dem Weg zur Schlachtbank. Das Wetter
mild, hin und wieder wehte ein laues Lüftchen. Ein Tag, von denen es
einfach zu viele gibt. Martin war müde, wollte schlafen, war aber
innerlich zu aufgekratzt. Er wusste nicht, ob er später unter oder in
einem Zug enden würde. Er spielte beide Varianten durch. Bei der ersten kam er schneller zu einem Ende, folglich gefiel ihm diese
besser. Jemand hörte zu laut Musik über seine Kopfhörer, ein altes
Frauenpaar unterhielt sich in einer fremden Sprache. Ein Fahrgast las
in einem Buch, das schon fast auseinanderfiel. Martin sah sie sich
alle an. Keiner blickte zurück. Er dachte an Montag, an Dienstag und
den Rest der Woche. Keiner gefiel ihm. Der Kontrolleur kam auf ihn
zu. Ihm war nicht aufgefallen, das zwei von ihnen den Wagon betreten
hatten. Ihm wurde kurz schlecht, dann stieg er mit ihnen aus. Nachdem
sie seine Personalien aufgenommen hatten, blieb er einen Moment an
der Station sitzen und wartete auf die nächste Bahn. Diesmal wollte
er sich ein Ticket kaufen, doch er hatte keinen Cent dabei. Er
lächelte. Er ging zu Fuß nach Hause. Die Sonne ging bereits unter.
Als es schon dunkel war, wickelte er seinen Hund in ein Bettlaken und
begrub ihn auf dem Hinterhof.
- MM
Freitag, 10. April 2015
Die 10 vor einem Jahr!
So vergeht die Zeit! Vor knapp einem Jahr kam die zehnte Ausgabe des Rogue Nation Magazins heraus. Für alle, die diese Ausgabe verpasst haben, können nun hier blättern...
Montag, 6. April 2015
Kalter Sommer
Ich lag da, betrachtete die Decke und lauschte auf Anns Atem. Der Magen drehte sich mir von der Milch, und die Erinnerung an das Geschehene kreiste unaufhörlich in meinem Kopf: ein Wirbel aus Schatten und gedämpften Geräuschen, eine Taschenlampe, Revolverstahl, das Pfeifen einer Kugel an meinem Ohr, das Knallen meiner eigenen Waffe, Licht, das anging, die leere Augenhöhle, Blut und Hirn auf dem Landschaftsbild und eben der Wand, an der wir unsere jährlichen Weihnachtskarten befestigten.
Erst als das Tageslicht anbrach, war mir nach Schlafen zumute.
Erst als das Tageslicht anbrach, war mir nach Schlafen zumute.
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Samstag, 4. April 2015
Ein Chandler fürs Wochenende
Die Welt, in der man lebt, hat man sich selbst geschaffen, und man hat sie sich ganz allein geschaffen, und das bißchen Hilfestellung von außen, das vielleicht dabei war, nun, das hat man ebenfalls selber geschaffen. Hör auf zu beten, du Witzbold. Sieh zu, daß du auf die Füße kommst, und schenk dir was ein. Für alles andere ist es sowieso zu spät.
- aus Roger Wades Text in Der lange Abschied von Raymond Chandler
Donnerstag, 2. April 2015
An die Arbeit!
Die Nation dankt für die zahlreichen Texteinsendungen. Nun wird geschaut, was passt und dann passend gemacht. Die Arbeit beginnt, damit spätestens am Ende des Monats April ein neues Heft auf den Tisch kommt.
Ein gutes langes Wochenende wünsche ich!
- MM
Mittwoch, 1. April 2015
Macht euch bereit!
Es war dunkel. Die Nutten und Tunichtgute hatten sich verdünnisiert. Die Verdunkelung begann um 19:00.
Dudley ging durch den Hof. Denken und Handeln, Benzedrin. Der Überfall auf den Geldtransporter war improvisiert und hochriskant.
Er stieg in seinen Wagen und fuhr nach Süden. Armeewachen standen bei Melrose, Ecke Gower. Sie bemannten Suchscheinwerfer und hatten Karabiner mit. Beverly und Larchmont waren befestigt. Sheriff-Helfer hielten MPs im Arm.
Dudley ging durch den Hof. Denken und Handeln, Benzedrin. Der Überfall auf den Geldtransporter war improvisiert und hochriskant.
Er stieg in seinen Wagen und fuhr nach Süden. Armeewachen standen bei Melrose, Ecke Gower. Sie bemannten Suchscheinwerfer und hatten Karabiner mit. Beverly und Larchmont waren befestigt. Sheriff-Helfer hielten MPs im Arm.
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