Woodrells neues Meisterwerk
Daniel Woodrell
TOMATENROT
Wenige
Schriftsteller beherrschen diesen einzigartigen ruhigen Ton, der fast
schon telepathisch wirkt wie Daniel Woodrell. Er zieht uns in seine
Geschichten ohne Überheblichkeit, ohne uns darauf aufmerksam machen
zu müssen, dass man Teil von etwas Großem werden könnte. Man folgt
ihm und seinen Charakteren, einer überschwänglichen Einladung
bedarf es nicht.
So wie seinem
aktuellen Buch "Tomatenrot" landet man irgendwann am Ende
der Geschichte und fragt sich einfach nur, was denn in Gottes Namen
da gerade passiert ist. Woodrell gehört ganz eindeutig zu den besten
Autoren, den die amerikanischen Südstaaten je hervor gebracht haben.
Von Klassikern wie Faulkner bis hin zu den Schreiber-Outlaws, die
danach kamen wie William Gay, Cormac McCarthy, Larry Brown oder Harry
Crews.
Einmal mehr
beschäftigt sich Woodrell mit den Außenseitern der Gesellschaft.
Ein Ort in Missouri (der Heimat von Woodrell und liebster Schauplatz
seiner Stories). Der unbelehrbare Pechvogel Sammy Barlach bricht in
eine Villa ein, um sich ein paar neue Freunde zu machen. Die trifft
er kurz darauf tatsächlich, allerdings nicht so, wie er es sich
vorgestellt, aber doch irgendwie gewünscht hat. Die 19jährige
Jamalee und ihr bildhübscher Bruder Jason werden zur Ersatzfamilie
für Sammy. Sehnsucht, die nie erfüllt wird, Träume, die niemals
wahr werden. Ein Kampf, den man nie gewinnt und trotzdem wird es
immer weitergehen und gerade deshalb liest man solche Bücher voller
Überzeugung und Bewunderung.
Lest Woodrell! Von
den ersten literarischen Klängen des "Cajun Blues" bis hin
zum letzten Buchstaben, den der Mann aus Missouri zu Papier bringen
wird. Keiner wird es bereuen. Versprochen. Aber es werden Tränen und
Blut fließen!
224 Seiten, ISBN 978-3-954380602,
Liebeskind Verlag, 20,00 €
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