Diese öden Tage
AM ENDE EINES ÖDEN TAGES
Der
Lebenslauf von Autor Massimo Carlotto liest sich wie ein
Polit-Thriller. Einst Mitglied der linken militanten Gruppe "Lotta
Continua" in den 70er Jahren
in Italien, später zum Schriftsteller ohne politische Ideologien
umgestiegen. Die Metamorphose begann eigentlich schon im Jahr 1976,
als er eine tote Studentin in ihrer Wohnung fand und Carlotto des
Mordes angeklagt wurde. Eine wilde Flucht bis nach Mexiko begann.
Ereignisse im Leben Carlottos, die er in seinem Buch "Der
Flüchtling" (in Deutschland 2010 ebenfalls im Tropen Verlag
erschienen) verarbeitet. "Am Ende eines öden Tages" greift
jene verrückte Odyssee ebenfalls auf. Man mag ihn Carlottos Alter
Ego nennen, viel aus dessen eigenem Leben fließt ja wie schon beschrieben
in die Figur Giorgio Pellegrini mit ein - vom
linken Widerstandskämpfer mitten hinein in die Bourgeoisie. Erst nur
brutal, dann auch noch dekadent. Carlotto beschreibt so trocken wie
ein Knochen in der Wüste den Lebens- und Leidensweg eines
verwirrten Kämpfers, der vielmehr ein Suchender ist. Politik, Sex,
Skandale, das große Geld, das süße Leben. Viva Italia. Fuck off
Politics und ein ganz nüchternes Ende einer kurzen Revolution. Der
dezente literarische Tritt des Massimo Carlotto in die Nüsse
jeglichen Systems. Take the money and run. Wer schreiben kann wie
Carlotto, sollte auch ruhig mal Waffe und Fahne im Fluss versenken.
"Am Ende eines öden Tages" liefert bitterbösen Noir aus
Italien.
381 Seiten, ISBN 978-3-608-50137-7, Tropen Verlag, 14,95 €
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