Kaffee & Kersh
Gerald Kersh
DIE TOTEN SCHAUEN ZU
Denkt man an die Kriegsverbrechen der
Nazis, weiß man gar nicht wo man anfangen und wo man aufhören soll.
Eines davon war das Massaker von Lidice, 20 Kilometer westlich von
Prag im Jahr 1942. Das Attentat an Reinhard Heydrich, den Leiter des
Reichssicherheitshauptamts löste einen brutalen Rachefeldzug der
Nazis aus. Die Stadt wurde ausgelöscht, Bewohner erschossen oder in
Konzentrationslager deportiert. Nur ein Jahr später fasste der
britische Autor Gerald Kersh diese unmenschlichen Ereignisse in
seinem Buch "The Dead Look On" zusammen. Hier wird der
fiktive SS-Obergruppenführer und General der Polizei von Bertsch in
der besetzten Tschechei ermordet. Unter der Leitung des knallharten
SS-Offiziers Heinz Horner wird eine Untersuchung eingeleitet. Ein
Fall der ziemlich hohe Wellen schlägt. Ein Buch, das sich nahtlos in
das rabenschwarze Programm des berüchtigten Pulp Master Verlags
einreiht.
Ein Verbechern während des zweiten
Weltkriegs. Eine Zeit, die so surreal und brutal erscheint, dass es
ganz besondere Stimmen braucht, um uns den stickigen Rauch und die
blutgetränkte Erde so authentisch wie möglich nach Hause zu
bringen. Eine Zeit in der das Böse noch leichter definierbar war.
Kersh hatte seine Schreibfeder am Puls der Zeit liegen und genau das
macht dieses Buch so gut. Seine Sprache genaustens präzesiert und
seine Geschichte als tickende Zeitbombe für die Leser damals und
alle, die danach kamen niedergeschrieben.
"Die Toten schauen zu" tut
sich nicht schwer damit, ein Kunststück zu vollbringen. Nämlich
eine kalte Welt so klar und direkt offenzulegen, dass der Wahnsinn so
normal und dennoch so unfassbar erscheint. Dem Spannungsbogen tuts
gut. 200 Seiten feinster Kriegs-Noir aus einem der dunkelsten Kapitel
der Weltgeschichte.
200 Seiten, ISBN 978-3-92773474-6,
Pulp Master, 12,80 €
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