Jacks Mörderbüro
Jack London
MORD AUF BESTELLUNG
Man ist ja anderes von ihm gewöhnt.
Doch in bester Graham Greene Manier schreibt Autor Jack London einen
der ersten Agententhriller der Literaturgeschichte. Abenteuerromane
wie "Ruf der Wildnis" oder "Wolfsblut" haben
London berühmt gemacht. Selbst aus ärmlichen Verhältnissen
stammend, musste sich der in San Francisco als John Griffith Chaney
geborene Schriftsteller lange auf der eher ungemütlichen Seite
durchs Leben schlagen. Die Frage nach Moral ist immer wieder ein
zentraler Punkt in Londons Bücher und auch in diesem Roman, "Mord
auf Bestellung", den er leider nicht selbst beenden konnte dreht
sich einiges um Recht und Unrecht.
London schaffte es im Jahre 1910 bis
Seite 153. Der Krimi-Autor Robert L. Fish schrieb 1963 den Rest.
Ursprünglich entsprang die ganze Idee von einem Mordbüro von
Sinclair Lewis.
In jenes Mordbüro können Klienten
gehen, um Attentate in Auftrag zu geben. Geleitet wird dieses
tödliche Unternehmen von dem undurchsichtigen Ivan Dragomiloff. Doch
es handelt sich hierbei nicht um ein blutrünstiges Geschäft, das
von perversen Killern betrieben wird. Nur Morde, die durch
Dragomillof gerechfertigt erscheinen, werden auch von seinen Leuten
ausgeführt. Ob das die Sache besser macht, das ist eine der Fragen,
die Jack London seinen Figuren mit auf den Weg gibt und eben schon
angespochen wurde. Wann ist die Grenze überschritten? Wann und ob
ist Mord überhaupt gerechtfertigt? Der schwerreiche Moralverfechter
Winter Hall will dem mörderischen Treiben ein Ende setzen. Durch
Dragomiloffs Nichte macht er mit dem Boss des Büros Bekanntschaft
und schon legt die ganze Geschichte an Tempo zu.
Ein Agententhriller im Old School
Format. Ein wenig verspielt, ein bißchen naiv und durchweg
geheimnisvoll. Tiefgründige, lange Dialoge und Charaktere, die nie
so richtig aus dem Schatten heraustreten.
Das vom Sozialismus und schwerer Armut
geprägte frühe 20 Jahrhundert ist zum Greifen nah und Jack London
lässt einmal mehr seine eigene Herkunft in seine Geschichten
einfließen.
Am 22. November ist Londons 100.
Todestag. "Mord auf Bestellung" ist eine gute Möglichkeit
sich mal wieder an einen der bedeutensten amerikanischen
Schriftsteller zu erinnern.
272 Seiten, ISBN 978-3-71752426-7,
Manesse Verlag, 24,95 €
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